Das Einzige, was ich in diesem Moment tat: Wälzen, hin und her! Es war mitten in der Nacht und ich konnte nicht einschlafen. Es ging einfach nicht! Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich keine Grund dafür gehabt hätte, aber ich hatte einen: Julian, mein geliebter Julian. Er war nun mit der Schule fertig, morgen reiste er von Hogwarts ab und kam nie, nie wieder. Als diese Gedanken durch meinen Kopf schwirrten, rollten langsam kleine Tränen meiner Wange herunter. Ich liebte diesen Jungen so sehr, er hatte mir bei so vielen Dingen geholfen und mein Leben einfach besser gemacht und jetzt? Jetzt sollten wir uns nicht mehr sehen. Ich hatte keine Ahnung wie das mit uns weiter gehen sollte. Unsere Beziehung war noch so frisch und der absolute Wahnsinn, ich konnte das nicht einfach so wegwerfen. Meine Gedanken stimmten mich so traurig, dass ich einfach begann hemmungslos zu weinen. Zum Glück schliefen meine Bettnachbarinnen alle sehr fest...
Nach einer Weile versiegten meine Tränen und ich konnte mich für einen Augenblick beruhigen. Ich hab Durst. - schwirrte mir es auf einmal durch den Kopf. Ich stand langsam auf, wischte meine restlichen Tränen bei Seite und hing mir meinen Morgenmantel um, in meinem mintfarbenen Negligee war es mir eindeutig zu kalt in diesem Schloss. Erschöpft schlurfte ich in den Waschraum, um dort am Wasserhahn etwas zu trinken. Nun war meine Kehle nicht mehr ganz so trocken. Nun stand ich da, wie bestellt und nicht abgeholt, mein Blick glitt kurz zur Uhr: 2:30. Ich seufzte. Aber ich konnte hier ja nicht stehen bleiben, also machte ich mich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, vielleicht konnte mich das flackernde Feuer beruhigen...
Geistesabwesend stapfte ich die Treppen herunter, barfuß. Mh, an einen Mantel dachte ich, aber an Schuhe... Erst auf der letzten Stufe merkte ich, dass schon jemand auf der Couch vor dem Kamin saß und ich erkannte sofort, wer das war: Julian. Etwas schneller lief ich zum Sofa, setzte mich direkt neben ihn und legte meinen Kopf auf seine Schulter, das alles ohne ein Wort zu sagen. Ich vermisste diesen Jungen jetzt schon so sehr, dass es mir fast das Herz zerriss. Wie Julian winkelte auch ich meine Beine an und starrte ins Feuer, nach einiger Zeit musste ich etwas sagen: "Ich vermisse dich." - sagte ich, obwohl er hier, neben mir saß. Aber die Vorstellungen an den nächsten Tag...überwogen einfach.

Julian schien erst gar nicht bemerkt zu haben, wer da kam...bis ich mich zärtlich an ihn schmiegte. Als ich ihm sagte, dass ihn jetzt schon vermisste, schaute mich der Ravenclaw mit großen Augen an. Bevor ich etwas erwidern konnte, nahm er mich zwischen seine Beine, legte seine Arme um mich und ließ seinen Kopf auf meiner Schulter ruhen. Das war so angenehm. Eigentlich konnte man sagen, dass das mein liebster Platz auf Erden war. In den Armen meines Julians. Nie wieder wollte ich das vermissen. Ich wollte jeden Tag aufwachen und wissen, dass er da ist und mich wieder in den Arm wird. Ab morgen wird das leider nie wieder so sein... Erneut rollten kleine Tränen über meine Wangen, aber ich schluchzte nicht. Ich schaute ganz still in das prasselnde Kaminfeuer.
Als Julian schließlich anfing zu sprechen, entfuhr mir ein riesiger Seufzer. Ich nahm seine Hände in meine und drückte sie ganz fest. "Julian..." - fing ich an. "Natürlich werde ich nächstes Schuljahr her kommen, ich werde auch so bleiben wie ich bin, aber es wird einfach nicht mehr das Selbe sein. Ich werde dich unheimlich vermissen, jeden Tag an dich denken und mir einfach nur wünschen, dass du wieder hier wärst. Ich will nicht ohne dich sein, ich kann das nicht ertragen..." - zum Ende hin wurde meine Stimme immer leiser und kratziger. Mein Schluchzen wurde immer lauter meine Tränen immer mehr. Traurig legte ich meinen Kopf in meine Hände, die schon ganz nass geweint waren. War es so schwer jeden Tag meines Lebens mit diesem Traummann zu verbringen? Anscheinend schon, in der Zaubererwelt. Ich wusste nicht, was Muggle an meiner Stelle tun würden. Hatten die es einfacher? Ich war mir ja nicht mal sicher, ob wir noch zusammen sein werden, wenn Julian morgen Hogwarts für immer verlässt. Werden wir uns je wieder sehen? In den Ferien? Wenn ich mit der Schule fertig bin? Ich musste es wissen! "Sehen wir uns wieder? Irgendwann? Und wenn...wirst du mich dann noch lieben?" - ich war verwirrt, zerstört, erschöpft...ich nuschelte nur noch in meine Hände und hatte keine Ahnung, ob Julian überhaupt ein Wort verstand...

Als ich begann zu weinen, merkte ich wie Julian seine Lippen gegen meine Haare drückte. Ich bekam urplötzlich eine Gänsehaut, wie immer wenn er mich berührte und mir nahe war. Es war atemberaubend. Nach einer kurzen Zeit löste er seinen Kopf aus der Haltung und legte ihn auf meinen. "Das stimmt nicht. Es wird schwerer als ich denke." - ich schüttelte nur traurig meinen Kopf, denn ich wusste, dass ich diesen Verlust auf bestimmte Zeit nicht aushalten konnte. Doch dann spürte ich einen gewissen Druck. Julian presste mich enger an sich und ich hatte überhaupt kein Problem damit.
Als ich merkte, dass auf einmal mein Haar nass wurde, stand ich augenblicklich auf. Mein Freund weinte! So etwas war ich gar nicht gewöhnt. Ich schniefte kurz und fuhr mir mit meinem Handrücken über die Augen. Dann setzte ich mich auf seinen Schoß, sodass wir uns anschauten. Mit meinen Daumen wischte ich seine Tränen weg. "Hey, nicht weinen...bitte." - flehte ich, rutschte auf seinen Schoß näher an ihn heran und drückte ihn fest an mich. "Ich hoffe, dass sich nichts verändern. Ich habe doch einfach nur Angst dich zu verlieren, verstehst du? Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich jetzt schon auf deine freien Tage freue. Ich liebe dich auch, sehr." - ich flüsterte nur, denn seine Ohren waren meinem Mund sehr nah.
Eine kurze Zeit verweilte ich so, angekuschelt und meinen Kopf auf seinen. Dann erhob ich meinen Kopf, nahm sein Gesicht in meine Hände und schaute ihm eine gefühlte Ewigkeit in seine stahlblauen Augen. Danach drückte ich meine Lippen auf seine, schloss dabei meine Augen und erneut bahnte sich eine kleine Träne den Weg hinunter zu meinem Kinn. Atemlos ließ ich kurz von ihm ab, strich nochmal mit meinem Daumen über seine Wange. "Du bist so wunderschön..." - murmelte ich ganz geistesabwesend, bevor ich meine Lippen wieder auf seine zubewegte. Mein Herz stand mir bis zum Hals.